Chance7 - Biotopverbund und Zielarten

Biotope verbinden - Arten fördern

BIOTOPVERBUND:

Viele Biotope/Biotopräume im Projektgebiet dienen zahlreichen gefährdeten Arten und Lebensgemeinschaften als letzte Rückzugsräume. Damit tragen sie zur Wahrung der biologischen Vielfalt und Stabilität von Ökosystemen bei. Diese Funktionen können sie aber nur dann erfüllen, wenn sie nicht isoliert sind sondern über ein System von (Biotop)Verbundachsen miteinander in Verbindung stehen. Denn oftmals sind die einzelnen Populationen in unserer doch recht dicht besiedelten und genutzten Kulturlandschaft isoliert, sodass der "Sprung" von Biotop zu Biotop und damit der Austausch für viele Arten nicht mehr möglich ist. Dies führt langfristig oftmals zum Aussterben vieler Arten. Durch die Verbesserung des sogenannten Biotopverbunds wird chance7 einen Beitrag zu einer besseren Vernetzung und Durchwanderbarkeit unserer Landschaft für die Pflanzen- und Tierwelt  beitragen.

ZIELARTEN im Projektgebiet:

Den nachfolgend genannten Zielartengilt im Rahmen des Projekts ein besonderer Augenmerk. Sie wurden ausgewählt, weil sie im Projektgebiet zum einen ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Region haben und zum anderen landes- und bundesweit bedeutsam sind.
Warum schenkt chance7 diesen Zielarten solch eine Beachtung?
Die Förderung der Zielarten hilft nicht nur den genannten Arten selbst (sonst würde es ja ggf. reichen diese im Zoo zu erhalten). Es profitieren gleichzeitig auch viele andere Arten, ja sogar ganze Ökosysteme davon. Denn im "Kielwasser" der Zielarten können viele andere Arten quasi "mitschwimmen". Beispiel: Zur Förderung vom Schwarzstorch versucht chance7 in stillen Wälder den Anteil von Alt- und Totholz zu erhöhen und offene, artenreiche Feuchtwiesen in den Talauen zu erhalten. Wird der Schwarzstorch durch diese Maßnahmen gefördert, profitieren davon auch mehrere Spechtarten, Amphibienarten sowie die Flora und Insektenwelt artenreicher Feuchtwiesen, da sie an ähnliche Lebensräume wie der Schwarzstorch gebunden sind.

Wildkatze (Felis silvestris)

Die Wildkatze war noch im 19. Jahrhundert in NRW in den bergigen Regionen flächig verbreitet. Aktuell gilt sie als vom Aussterben bedroht. Ihr Bestand wird auf 250-300 Exemplare mit Schwerpunkten in der Eifel und in Ostwestfalen geschätzt. Die Population in der Eifel ist Teil des deutschen Verbreitungszentrums und gehört zu den größten der Art in ganz Mitteleuropa. Im Projektgebiet konnte die Wildkatze im letzten Jahr erstmalig nachgewiesen werden, weitere aktuelle Meldungen kommen aus Waldgebieten südlich des Projektgebietes.

In NRW erreicht die Gelbbauchunke ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Hier kommt die vom Aussterben bedrohte Art vor allem in den Randlagen der Mittelgebirge vor, im Projektgebiet zumeist in zahlreichen und isolierten Vorkommen, darunter auch das größte Vorkommen in NRW in der Tongrube Niederpleis. Schwerpunkt der Biotopverbundplanung im Rahmen von chance7 soll die Vernetzung der dortigen Population mit den im Höhengebiet bei Eudenbach bestehenden Vorkommen sein, aber auch die Sieg aufwärts gelegenen Teilpopulationen sind einzubeziehen.
Die Planung ergänzt das bundesweite Projekt des NABU "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland". Informationen des BMU finden Sie hier.  

Etwa 65 % des Weltbestandes des Rotmilans kommen in Deutschland vor. Das Projektgebiet liegt in einem seiner Verbreitungsschwerpunkte. Hier leben 15-20 Brutpaare, eine für NRW herausragende Population. Der Rotmilan ist eine Charakterart der strukturreichen Kulturlandschaft und somit ein besonders typischer Vogel des Projektgebiets.

Das Vorkommen des Schwarzstorchs beschränkt sich in NRW auf die Mittelgebirgsregionen des Weserberglandes, des Sieger- und Sauerlandes, des Bergischen Landes und der Eifel. Seit den 1980er Jahren ist eine kontinuierliche Bestandszunahme zu verzeichnen, im Jahr 2006 wurden etwa 80 Brutpaare festgestellt. Im Projektgebiet sind mehrere Brutpaare bekannt. Gemeinsam mit dem Schwarz- und Mittelspecht  ist der Schwarzstorch Indikatorart für den Zustand der Waldökosysteme im Gebiet.

In NRW ist der Helle Ameisenbläuling (M. teleius) vom Aussterben bedroht. Die einzigen bekannten Vorkommen befinden sich im Projektgebiet, bilden also die Nordgrenze der Verbreitung. Der Dunkle Ameisenbläuling (M. nausithous) gilt in NRW als stark gefährdet; ein Schwerpunktvorkommen dieses Falters in NRW liegt im Siegtal.
Darüber hinaus gibt es individuenstarke Populationen am südlichen Rand des Projektgebietes an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Inwieweit eine Vernetzung dieser Population mit derjenigen im Siegtal realistisch und sinnvoll ist, soll im Projekt geprüft werden.

Der Steinkrebs besiedelt naturnahe Quellbäche und Fließgewässer. Aufgrund der Bedrohung durch die „Krebspest“ ist die Art in ihrem Bestand stark gefährdet. Aus NRW sind nur drei Vorkommen bekannt, zwei davon stammen aus dem Siebengebirge. Auch hier soll versucht werden, die kleine Population zu stützen und gegebenenfalls auf weitere Gewässerabschnitte auszudehnen. Gleiches gilt auch für den ebenfalls gefährdeten Edelkrebs (Astacus astacus).

Die natürlichen Vorkommen der Mauereidechse in NRW beschränken sich auf die Eifel und das Siebengebirge. Alle weiteren Vorkommen sind auf Aussetzungen bzw. Ansiedlungen durch den Menschen in den letzten 20 Jahren zurückzuführen. Aufgrund ihrer eingeschränkten Verbreitung und zunehmender Verbuschung ihrer Lebensräume ist sie auch im Siebengebirge in ihrem Bestand bedroht, zumal der dortige Gesamtbestand auf lediglich 60 oft isolierte Vorkommen geschätzt wird.