Chance 7 für die Gelbbauchunke

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Neue Tümpel zur Verbesserung des Biotopverbunds hergestellt

Viele wissen nicht sofort wer, oder was gemeint ist, wenn von der Gelbbauchunke die Rede ist. Das kann zum einen damit zusammenhängen, dass dieser kleine Lurch auf den ersten Blick sehr unscheinbar daherkommt. Mit Sicherheit liegt es aber auch an seiner Seltenheit in unserer Region.

Die gesetzlich geschützte und stark gefährdete Art leidet massiv unter dem Verlust ihres natürlichen Lebensraums: den natürlichen Bach- und Flussauen. Die Gelbbauchunke ist sehr gut an ein Leben in temporären Gewässern angepasst, die aus der natürlichen Dynamik in der Aue entstanden sind und ihr als Kinderstube dienen. Diese Anpassung ist einer der Hauptgründe, weshalb Gelbbauchunken im Rhein-Sieg-Kreis fast ausschließlich in aktuellen und ehemaligen Abbaugebieten anzutreffen sind. Sie profitieren dort von Kleinstgewässern, wie wassergefüllten Wagenspuren, die Fahrzeuge hinterlassen haben. Da die Gelbbauchunke durch den Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) streng geschützt ist, werden bestehende Vorkommen in der Regel von Behörden und ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern gepflegt.

Doch nicht nur der Verlust ihres natürlichen Lebensraums macht dem kleinen Lurch zu schaffen. In unserer stark fragmentierten Landschaft sind die meisten Vorkommen stark voneinander isoliert. Ein genetischer Austausch zwischen den einzelnen Vorkommen ist aufgrund fehlender Wanderkorridore für die Tiere stark erschwert, was letzten Endes zu einer genetischen Verarmung führen kann. Das macht die Art anfälliger für Störungen ihres Lebensraums und den Klimawandel. Ein Schlüssel, um diesen negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, liegt in einer effektiven Vernetzung ihrer Lebensräume.

Aus diesem Grund verfolgt chance7, das Naturschutzgroßprojekt des Amts für Umwelt und Naturschutz im Rhein-Sieg-Kreis, das ehrgeizige Ziel, die verbliebenen Vorkommen der Gelbbauchunke im Projektgebiet wieder zu vernetzen. Dazu werden zwischen den bekannten Unkenstandorten sog. Trittsteinhabitate als zusätzlichen Lebensraum für die Gelbbauchunke angelegt. Diese bestehen in der Regel aus einer Gruppe von 6 bis 15 unterschiedlichen Tümpeln, die den Tieren als Aufenthalts- und Fortpflanzungsgewässer dienen sollen. Da Gelbbauchunken in der Regel nicht sehr weit wandern können, ist dazu ein dichtes Netzwerk dieser Trittsteinbiotope notwendig.

In den vergangenen Wochen wurden an 10 Standorten im Projektgebiet von chance7 49Tümpel für die Gelbbauchunke hergestellt. Dazu arbeitet das Projektbüro eng mit den beteiligten Städten und Kommunen zusammen. In Sankt Augustin konnte so in Absprache mit dem Büro für Natur- und Umweltschutz ein weiterer Schritt getan werden, um eines der größten Unkenvorkommen NRWs in der Tongrube Niederpleis an das Pleisbachtal anzubinden und damit den Lebensraum der Unken zu vergrößern. Auf zwei Grundstücken der Stadt Sankt Augustin konnten insgesamt 10 Tümpel hergestellt werden. Bei der Pflege der Habitate unterstützt das Büro für Natur- und Umweltschutz künftig durch den Einsatz der BundesfreiwilligendienstlerInnen. Ergänzend werden auf den Flächen in Sankt Augustin ortstypische Streuobstwiesen entstehen. Das Naturschutzgroßprojekt chance7 ist mit dem Projekt der Unkenvernetzung noch lange nicht am Ziel und setzt dabei auch auf die Bereitschaft in der Bevölkerung z.B. im Zusammenhang mit einer Duldung von Tümpeln auf Privatgrundstücken. Wenn Sie das Vernetzungsprojekt als Grundstückseigentümer unterstützen wollen, erhalten Sie weitere Informationen zu diesem Thema Sie unter www.chance7.org oder gerne telefonisch unter folgender Nummer: 02241 13-3014.